Viele Hundehalterinnen und Hundehalter denken bei langen Krallen an ein optisches Thema. Doch in Wahrheit haben sie oft weitreichende Folgen:
Zu lange Krallen verändern die Pfotenstellung, schränken die Bewegung ein und können langfristig Gelenke, Sehnen und Muskulatur schädigen.
Wenn die Kralle beim Gehen auf hartem Boden den Untergrund berührt, drückt sie sich nach oben in die Pfote.
Der Hund versucht, dem Druck auszuweichen – und verändert seine gesamte Statik:
Die Zehen spreizen sich
Der Hund kippt beim Gehen leicht nach innen, außen oder hinten
Die Gelenke der Pfote und der Gliedmaßen werden dauerhaft fehlbelastet
Die Muskulatur versucht auszugleichen und verspannt
Die Bewegungsfreude nimmt ab – ohne dass es direkt auffällt
Besonders kritisch ist das bei älteren Hunden oder Tieren mit bekannten Problemen im Bewegungsapparat, etwa nach Operationen oder bei Arthrose.
Schonhaltungen oder Verspannungen im ganzen Körper
Muskelabbau, insbesondere in Schultern oder Hinterhand
veränderte Stellung der Wirbelsäule
erhöhte Sturzgefahr durch instabilen Gang
Schmerzen beim Gehen, die sich erst spät zeigen
Ein einfacher Alltags-Check hilft:
Wenn dein Hund auf Parkett, Fliesen oder Asphalt „klack-klack“ macht – sind die Krallen zu lang.
Auch beim Stehen gilt: Berühren die Krallen den Boden oder spreizen sich die Zehen, ist es Zeit fürs Schneiden.
Ideal ist, wenn die Kralle kurz vor dem Bodenkontakt endet – ohne zu drücken.
Tipp: Fotografiere die Pfoten regelmäßig von oben. So erkennst du schleichende Veränderungen besser.
Die ideale Pflegefrequenz hängt von mehreren Faktoren ab:
auf welchem Untergrund der Hund läuft (Wald vs. Asphalt)
wie viel Bewegung er hat
wie gerade seine Gliedmaßen stehen
ob seine Krallen hell oder dunkel sind (helle lassen sich leichter kontrollieren)
Als grobe Richtlinie gilt: etwa alle 3 bis 6 Wochen kontrollieren.
Besonders wichtig: die Wolfskralle – sie nutzt sich oft gar nicht ab und wächst unbeachtet in die Haut ein.
Manchmal sind zu lange Krallen nicht das Problem – sondern ein Symptom.
Vor allem bei Hunden, die im hinteren Bewegungsapparat Schmerzen haben (z. B. HD, Rücken oder Knie), lässt sich oft beobachten:
Sie entlasten die Hinterhand und verlagern das Gewicht nach vorne.
Die Folge: Die Vorderpfoten sind überlastet, werden flacher aufgesetzt – und die Krallen schleifen sich weniger ab.
Die Krallen werden insgesamt länger, obwohl der Hund viel läuft.
Ein klassisches Beispiel: Schäferhunde mit Hüftdysplasie.
In solchen Fällen zeigt die Vorderhand das Symptom – das Problem liegt aber in der Hinterhand.
Auch hier kann eine osteopathische Untersuchung helfen, die Ursache frühzeitig zu erkennen.
Das ist nicht ungewöhnlich – aber auch kein Grund zu warten. Je länger du es aufschiebst, desto unangenehmer wird der nächste Termin.
Ein paar Tipps:
lieber häufiger, dafür nur ein kleines Stück kürzen
immer gutes Licht verwenden – bei hellen Krallen sieht man das Leben besser
eine gut geschliffene, scharfe Krallenzange nutzen
Krallenschneiden mit positiver Belohnung verknüpfen
bei Angst oder Unsicherheit: professionelle Hilfe holen
Wenn du dich dabei nicht sicher fühlst: kein Problem – das geht vielen so. Ich unterstütze dich gern dabei oder zeige dir, wie es geht.
Krallenpflege ist kein Nebenthema.
Ein paar Millimeter zu viel können den ganzen Bewegungsapparat aus dem Gleichgewicht bringen.
Mit regelmäßiger Kontrolle, einem geschulten Blick und rechtzeitiger Unterstützung sorgst du dafür, dass dein Hund sich weiterhin frei und schmerzfrei bewegen kann.
Du bist unsicher, ob bei deinem Hund bereits Probleme durch die Krallen entstanden sind?
Sprich mich gern an – ich schaue mir das mit geübtem Blick an.